Kirchenraum und Baugeschichte
Der Kirchenraum gliedert sich klar in zwei Teile:
Der eingezogene gotische Chor (Altarraum) hat zwei Joche und einen Schluss aus fünf Seiten eines Achtecks, Kreuz- bzw. Kappengewölbe mit gekehlten Rippen und spitzbogige Fenster mit Maßwerk aus
Dreipässen, Vierpässen und Fischblasen.
Das Langhaus (Gemeinderaum), welches baugeschichtlich schon der Renaissancezeit angehört, ist eine dreischiffige, breit wirkende Halle. Im Mittelschiff hat es quadratische Joche, in den Abseiten
rechteckige Kreuzgewölbe. Sie ruhen auf vier Säulen aus Granit und Sandsteinquadern.
Die Kirche in ihrer jetzigen Gestalt ist ein Bauwerk des ausgehenden Mittelalters. Man nimmt an, dass um 1480 der Chor errichtet und gegen 1502 die Kirche um das Langhaus erweitert wurde. Letztere
Jahreszahl steht am äußeren Hauptportal. Der Abschluss des Kirchenbaues (Einwölbung des Langhauses) ist durch die Jahreszahl 1522 belegt.
Sicher hat die Kirche Vorgängerinnen. Schon in einer um 1140 ausgestellten Urkunde wird ein Pfarrer von radewize genannt. Die Pfarrei Redwitz war eine Tochterpfarrei von Tirschenreuth und bestand
seit mindestens 1140, womit sie sicherlich die älteste Pfarrei des Bistums Regensburg im westlichen Egerland war. Aus ihr gingen die Pfarrsprengel Wunsiedel, Röslau, Bernstein, Höchstädt und
Thirsheim des späteren Sechsämterlandes hervor.
Ein archivalisches Datum bezeugt, dass 1384 das Schloss der Herren von Redwitz in eine Kirche und in ein Rathaus umgebaut wurde. Damals dürfte die Vorgängerkirche abgebrochen und neu aufgebaut worden
sein.
1560 wurde das evangelisch-lutherische Bekenntnis im Markt Redwitz eingeführt. Seit 1649 stand der politisch zur Stadt Eger gehörende Markt Redwitz „in ecclesiasticis“ (Glaubenssachen) unter dem
Schutz des Markgrafen von Bayreuth. Seitdem blieb die Pfarrkirche dauernd im Besitz der Evangelischen.
Kirchenpatron ist St. Bartholomäus, einer der 12 Apostel, Zeuge der Auferstehung und Himmelfahrt Christi. Als Tag seines Märtyrertodes gilt der 24. August, weshalb die Redwitzer zu dieser Zeit ihr
Kirchweihfest feiern. Am Sakramentshäuschen und im Apostelzyklus der Chormalereien ist er dargestellt.
Das Sakramentshäuschen
Im Chor steht unübersehbar (Höhe 5,30 m) das einzige gotische Sakramentshäuschen, das in unserer Gegend erhalten geblieben ist. Im Sockel ist das Entstehungsjahr 1490 eingemeißelt. Man vermutet, dass
es von einem Egerer Bildhauer gefertigt wurde. Es besteht aus gelbem Sandstein. Eine gewundene Säule trägt das viereckige Gehäuse, dessen Öffnungen durch vergoldete schmiedeeiserne Gitter
abgeschlossen sind. In der reizvollen Bekrönung, welche in hohen Fialen ausläuft, stehen drei Steinfiguren, nämlich der Kirchenpatron St. Bartholomäus und zwei Engel mit Spruchbändern. Fachleute
halten das Steinkunstwerk formengeschichtlich und künstlerisch für sehr beachtenswert.
Strebepfeiler
Ein auffallender Bauteil der Kirche ist der südwestliche Eckpfeiler, der mittels eines Schwibbogens von der Kirchenmauer ein Stück abgesetzt ist, damit ein Durchgang für die Kirchgänger ermöglicht
wird. Alle übrigen Strebepfeiler, welche die Gewölbegdrücke aufzufangen haben, sind unmittelbar an die Mauer gesetzt. Durch Überbauung des Zwischenraumes zwischen zwei Strebepfeilern ist eine
Vorhalle für das Hauptportal entstanden.
Ein früherer Ölberg an der südlichen Ostwand des Langhauses wurde im 17. Jahrhundert in eine Begräbnisstätte umgewandelt. Man kann noch das spätgotische Flechtwerk des Ölberggartens erkennen.
Die Neugestaltung des Kirchenraumes 2001 - 2003
Im Sommer 2001 wurde das Innere der St.Bartholomäuskirche den Bedürfnissen der heutigen Zeit angepasst und ihrem ursprünglichen Charakter wieder etwas näher gebracht.
Im Chorraum wurde die vorderste Bankreihe entfernt, und Damit Platz geschaffen für Konzerte, Aufführungen von Spielstücken, Tänze uvm.
Die Bänke im vorderen Teil des Kirchenschiffes wurden derart angeordnet, dass sie ein Hufeisen um den freien Altarplatz in der Mitte bilden.
Hierdurch wird der Gemeinschaftscharakter des Gottesdienstes und insbesondere des Abendmahls herausgestellt., der Liturg rückt näher zur Gemeinde und die Gläubigen können einander sehen.
Der Neue Abendmahlsaltar mit dem neuen Lesepult, im Februar 2002 eingeweiht, schliesst die Renovierung ab. Er wurde von Thomas Sticht in Zusammenarbeit mit einer Gemeindegruppe entworfen.
Die 80 Beine des Altars stellen die vielen Glieder der Gemeinde dar, die in der Grundform des Kreuzes den lebendigen Christus abbildet. Die Tischplatte wirkt massiv und schwer, aber dennoch wie
schwebend, so wie im Abendmahl zugleich die Verlässlichkeit des Glaubens und die Leichtigkeit des Himmels erlebt wird.