Heilig-Geist-Kirche Oberredwitz

Im 10. oder 11. Jahrhundert muß in Redwitz eine Kapelle errichtet worden sein, denn bereits 1143 wird in einer Schenkungsurkunde des Markgrafen Diepold III von Vohburg ein „parrochs de Radewize“ (Pfarrer von Redwitz) und 1221 ein „decanus de Radewitz“ erwähnt.

Am 26. Juli 1390 wurde die Kirche zu Redwitz dem Stift Waldsassen „inkorporiert“. Inkorporation bedeutet das Ansichziehen einer Pfarrei an ein Kloster, dem die Pfarrei ansehnliche Abgaben und Zinsen (Inkorporationsgeld) zahlen muss.

1413 wurden in Redwitz bereits drei Pfarrherrn erwähnt, die hier und in den vielen umliegenden Dörfern wirkten. Zu diesen „eingepfarrten“ Ortschaften gehörte auch Oberredwitz.

 

Das erste Kirchlein – die „Sankt-Anna-Kapelle“

Wann in Oberredwitz (früher: Obern-Rebitz, Obern-Rewitz, Obern Redtwitz) das erste Kirchlein errichtet wurde, ist nicht mehr auszumachen. Man vermutet, dass in der Zeit der Spätgotik die damaligen Ritterlehengutsbesitzer eine Kapelle bauen ließen. Dieses Kirchlein wurde auf den Namen der Heiligen Anna geweiht.

Noch heute erinnert uns ein stark verwittertes Steinrelief, westlich oberhalb der Tür des Längshauses an den früheren Namen der Kirche. Über einem Wappen sind die Reste einer Inschrift zu entziffern. „Jörg vo re bitz de elter“. Darüber ist eine Anna-Selbtritt-Darstellung zu sehen.

Aus einem Kaufbrief aus dem Jahr 1494 geht hervor, dass in der Zeit der Jahrhundertwende vom 15. ins 16. Jahrhundert ein gewisser Georg von Redwitz Schlossbesitzer gewesen sein muss. Möglicherweise handelt es sich dabei um jenen „Jörg vo rebitz“, der in der Inschrift des Steinreliefs genannt wird. Denn Georg von Redwitz ließ 1520 die bereits bestehende Schlosskapelle renovieren und erhielt am 7. April 1520 dafür vom päpstlichen Ordinariat aus Rom einen Ablass für 100 Tage.

Über ein Jahrhundert lang blieb es still um das Anna-Kirchlein. In der Zeit, als sich die Reformation in der Marktredwitzer Gegend ausbreitete, hatte das Oberredwitzer Kirchlein regen Zulauf von Christen aus Redwitz, die, trotz angedrohter Strafe, es sich nicht nehmen ließen, dort an den seit Weihnachten 1638 regelmäßig stattfindenden evangelischen Gottesdiensten teilzunehmen. Ein Brief des damaligen katholischen Redwitzer Pfarrers Spät an die Stadt Eger bezeugt, dass eigens für diese „Gottesdienste in beiderlei Gestalt“ in Oberredwitz ein Prädikant namens Johann Zwölfler eingesetzt wurde. Das kleine Kirchlein war nun jedes mal restlos überfüllt, sodass man sich entschloss, es 1648 in der Länge zu erweitern, damit es den Zustrom der zahlreichen Gläubigen verkraften konnte.

Von der Mitte des 17. Jahrhunderts ist die Schlosskapelle fast ganz eingegangen. Die damaligen Schlossbesitzer, bis 1662 die Herren von Lilgenau (oder Lilingau) und von1662 bis 1692 Wolf Heinrich von Grafenreuth, nutzten den Kirchenraum als Lager für landwirtschaftliche Erzeugnisse.

Als Weihnachten 1692 Hans Achatz von Lindenfels für 16000 Gulden das Rittergut kaufte, fand er das Anna-Kirchlein in einem sehr ruinösen Zustand vor. Er erhält vom Markgrafen Christian Ernst zu Brandenburg-Bayreuth (1661-1712) den Auftrag für die Säuberung und Renovierung Sorge zu tragen.

1693 begann man mit der Arbeit. Die Kirche wurde in den folgenden Jahren nochmals erweitert und nun vollständig mit einer neuen Ausstattung ausgeschmückt. Dankbar war man dabei über eine Spende von 100 Talern von einer Frau von Wildenstein. 1702 wurden die Baumaßnahmen unter den Sohn des Hans Achatz von Lindenfels, Jobst Bernhard, abgeschlossen.

Die Heilig-Geist-Kirche

1702 wird die umgebaute und neugestaltete Kirche von Georg Samuel Martius, dem ersten Pfarrer von Redwitz, von 1701 bis 1740, auf den Namen „Zum Heiligen Geist“ eingeweiht.

Die beiden vorhandenen Glocken – eine kleine Renaissance-Glocke um 1600 und eine im Jahr 1722 in Eger gegossene Glocke mit der Schulterumschrift „Soli Deo Gloria“ – erhalten so einen neuen Glockenstuhl und können jetzt aus erhöhter Position dem Herrn allein die Ehre geben und zum Gottesdienst einladen.

1897 wird eine alte Orgel verkauft, nachdem sie nicht mehr spielbar war. 1993 wird eine neue Orgel durch die Firma Steinmeier/Oettingen errichtet.

Bis zum Jahre 1975 existiert eine eigene Filialkirchenstiftung, aus der die Heilig-Geist-Kirche sich mit einem eigenen Haushalt selbst versorgt. Diese „Evang.-Luth. Filial-Kirchenstiftung Oberredwitz (Kapellenstiftung)“ wird am 18. Februar 1975 aufgelöst und die finanzielle Angelegenheit seit dem durch den Haushalt der Kirchengemeinde Marktredwitz geregelt. Die Kirchenverwaltung wird vom Kirchenvorstand Marktredwitz ausgeübt.

Von Herbst 1992 bis Frühjahr 1993 schließlich wird die Kirche erneut umfassend renoviert. Der Fußboden des Turmbaus wird neu mit Granitplatten belegt. Der Turmaufgang, der jetzt von der Empore aus zugänglich ist, wird ebenfalls neu geschaffen.